Waidwerk
Die Jagd ist für Außenstehende weitestgehend ein Klischee. Sie gilt als männerdominierter Freizeitsport, bei dem zum Zwecke der Selbstbehauptung wehrlose Tiere getötet werden. Besonders in der Malerei wurde und wird die Jagd meist als repräsentative Tätigkeit dargestellt: der Jäger mit dem erlegten Wild – je imposanter die Beute, desto größer das Ansehen.
Die Arbeit »Waidwerk« will einen anderen Blick auf die Jagd zeigen. Denn der Begriff steht für eine sittliche, ethisch korrekte Einstellung des Jägers, welche die Wiederherstellung und Regulierung des naturgegebenen Gleichgewichts anstrebt.
In der 2009 an der Folkwang-Hochschule in Essen entstandenen Diplomarbeit werden Jäger im österreichischen und norwegischen Gebirge mit einer Mittelformatkamera begleitet. Die weite, imposante Landschaft und das stille Einssein mit der Natur stehen im Mittelpunkt der Serie. Die Jäger passen sich ihrer Umgebung nicht nur optisch, sondern auch in ihrem Verhalten an – sie fügen sich in sie ein, anstatt gewalttätig in sie einzugreifen. Der Mensch wirkt klein und unbedeutend und ist durch die homogene Farbigkeit und die gedämpfte Lichtstimmung der Fotografien nur noch als Spur in der eindrucksvollen Natur auszumachen. Zurückgenommen und unaufdringlich wird dargestellt, dass die Jagd vor allem auch das Warten und Beobachten beinhaltet. Die Naturerfahrung und die Atmosphäre des Ortes sind ein wichtiger Bestandteil dieser mit vielen Vorurteilen besetzten Tätigkeit.
»Waidwerk« stellt dem Mythos Jagd die realen Begebenheiten gegenüber. Aus dem Wagnis Jagd wird ein fotografisches Wagnis, das nach einer neuen ästhetischen Herangehensweise für ein althergebrachtes Thema sucht.
Text: Sophia Greiff